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Mitarbeitergespräch – Erzähle es keiner Software

Es scheint, als halte die Digitalisierung Einzug auf allen Ebenen. Nun gibt es eine Software, die das Mitarbeitergespräch ersetzt. Oha,… ! Bitte nicht falsch verstehen: wir sind ganz sicher keine Digitalisierungs-Gegner per se. Ganz im Gegenteil, schließlich profitieren wir an vielen Stellen sehr von ihr. Aber trotz der zahlreichen Annehmlichkeiten dieser “schönen-neuen-Digital-Welt“, wollen wir ein aufmerksames Auge offenhalten.

Mitarbeitergespräch per Software – wie funktioniert das konkret?

Der Hintergrund ist wohl, dass der Jahresrhythmus des Mitarbeitergesprächs zu lang ist, wenn Mitarbeiter viel in Projekten arbeiten, die überwiegend nur ein paar Monate dauern. Die Erkenntnisse aus einem Projekt sollen direkt am Projektende festgehalten werden, und bis zum nächsten Mitarbeitergespräch dauert es dann oft einfach zu lange. Kurz: die direkten Eindrücke und Infos sollen lieber direkt per Software festgehalten werden bevor sie bis zum nächsten Mitarbeitergespräch verloren gehen. Soweit – so verständlich.

Auch persönliche Anliegen wie Wünsche, Ziele, Motivation fließen per Ankreuzskala ein. Diese regelmäßig abgefragten Informationen werden dann gebündelt, anonymisiert und der Führungskraft weitergeleitet. Im nächsten Schritt kann ein Mitarbeiter entscheiden, ob er die Anonymisierung freigibt.

Nach unserem Dafürhalten liefert das folgendes Ergebnis: Die Firma schaltet sich mit ihrer Software zwischen die Führungskraft und ihre Mitarbeiter, und das Ergebnis gleicht eher einer Mitarbeiterbefragung statt einem Mitarbeitergespräch.

Mitarbeitergespräch – wozu dient es eigentlich

Gehen wir einen Schritt zurück und überlegen, wozu das Mitarbeitergespräch gut ist. Oft hören wir von Führungskräften “Ich rede doch sowieso ständig mit meinen Mitarbeitern. Warum soll ich noch dieses Gespräch führen, das zusätzlich Zeit und Verwaltungsaufwand kostet?“ Aber halt – diese Gespräche umfassen fast immer ausschließlich die Arbeitsinhalte. Es wird über das “Was“ geredet, aber so gut wie nie über das “Wie“. Und dieses “Wie“ ist ein sehr mächtiges Instrument. Es ist das Instrument, um herauszufinden, wo der Mitarbeiter steht, was ihm Spaß macht, wo seine Fähigkeiten liegen, welche Potenziale noch ausgeschöpft werden können, welche seiner Stärken für sein Wohlbefinden und für die Ziele der Firma eingesetzt werden können. Dieses “Wie“ kommt im Arbeitsalltag viel zu kurz und soll daher mindestens 1x pro Jahr Zeit und Raum im Mitarbeitergespräch finden. In einem persönlichen Gespräch, in einer 1:1-Gesprächssituation, in einer ruhigen Atmosphäre abseits der Alltagshektik. Grundtenor: was war gut, was war weniger gut, wie können wir es in Zukunft besser machen. Immer vor dem Hintergrund, das Miteinander zu verbessern, die Zusammenarbeit reibungsloser zu gestalten, die Arbeitsergebnisse für alle Beteiligten zu optimieren.

Das ist eine sehr gute Chance, die Zusammenarbeit zu festigen. Es ist eine sehr gute Chance, um maßgebliche Informationen über Mimik, Tonfall, Stimmlage, Körpersprache zu erhalten. Es ist eine sehr gute Chance, um eventuelle Missverständnisse durch direktes Nachhaken zu klären.

All diese positiven Punkte des Mitarbeitergesprächs können von keiner Software ersetzt werden. Die Software schafft Abstand statt Nähe. Die Software schafft Distanz statt Verständnis. Die Software ist überall da, wo es auf den menschlichen Faktor, den Zusammenhalt, den Austausch ankommt nicht fruchtbar. Sie unterbricht den Kontakt gerade da, wo der Kontakt so wichtig ist.

Das Mitarbeitergespräch bringt so viel wertvolle Inhalte, dass 1x pro Jahr eh zu selten ist. Lieber den formalen Aufwand runterfahren, bzw. unterjährig mehrere Mitarbeitergespräche mit minimalem formalem Aufwand führen. Dann am besten zeitlich verknüpft mit den Projektenden nach ein paar Monaten. Damit ist das Problem, dass Infos zwischen Projektende und Mitarbeitergespräch verloren gehen, auch gleich gelöst. Und wenn Sie in virtuellen Teams arbeiten, dann nutzen Sie lieber andere Technologien wie Skype, Zoom, etc., um ein persönliches Gespräch so nah wie möglich nachzuempfinden.

Natürlich sind diese Mitarbeitergespräche, gerade wenn es um Emotionales, Zwischenmenschliches geht auch anspruchsvoll, ja sogar schwierig und anstrengend. Aber das können Sie lernen. Und es lohnt sich, in die kommunikativen Fähigkeiten zu investieren, sie werden Ihnen auch in vielen anderen Gesprächen mit Kunden, Lieferanten, Vorgesetzten, Privatleben nützlich sein.

Sie sehen, wir sind begeisterte Verfechter des direkten, persönlichen Mitarbeitergesprächs. Und wenn wir Sie überzeugen konnten, Sie aber Mühe haben, Ihre Mitarbeitergespräche zu führen – dann rufen Sie uns einfach an.

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