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Coaching: Antworten auf grundsätzliche Fragen

Coaching stößt immer noch auf Bedenken. Oder sagen wir mal Vorbehalte. Vielleicht ist es auch einfach die Unsicherheit, die viele davon abhält, ein Coaching guten Gewissens in Anspruch zu nehmen. Man weiß einfach nicht genau, was da so auf einen zukommt … Und vor allem – wo die Antworten finden?

Wir wollen mit diesen Bedenken aufräumen und alle Fragen beantworten. Unsere diesjährige Sommerpraktikantin Pia Schlichtenmaier (21 Jahre, Hochschule St. Gallen) hat uns dabei geholfen, indem sie uns all ihre Fragen gestellt hat. Sozusagen aus Coachee-Sicht, offen und direkt. Und wir haben darauf aus der Coach-Perspektive geantwortet, ebenso offen und direkt.

Und diese Fragen haben Pia bewegt:

Wer ist die Zielgruppe? Ginge Coaching auch für Studenten bzw. Berufseinsteiger oder nur für Berufserfahrene?

Die Zielgruppe ist bei uns üblicherweise nicht unbedingt Studenten. Aber es spräche auch nichts dagegen. Gegenstand des Coaching ist ja ein Anliegen des Coachee und nicht seine Tätigkeit. Die Zielgruppe bei uns sind normalerweise Mitarbeiter und Führungskräfte aus Industrie und Verwaltung. Aber natürlich haben gerade Studenten, die kurz vor dem Berufseinstieg stehen sehr viele und sehr wichtige Fragen für ihren weiteren Lebensweg zu klären. Die übliche Berufsberatung greift da zu kurz, weil sie nur die fachlichen Punkte abklopft und die persönlichen Aspekte wie Neigungen, Potenziale, individuelle Motivation außer Acht lässt. Im Prinzip ist das Studienende oder Berufseinstieg ein sehr guter Zeitpunkt für ein Coaching, um die Weichen richtig zu stellen. Dass wir keine Studenten als Coachee haben liegt also vor allem daran, dass das Coaching meist vom Arbeitgeber bezahlt wird.

Geht das Coaching also über eine reine berufliche Beratung hinaus und umfasst auch eine Persönlichkeitsentwicklung?

Ja, bei uns auf jeden Fall. Wir haben allerdings auch schon gehört, dass das nicht immer der Fall ist. Manche Coachs berücksichtigen zwar die persönlichen Belange, wenn es jedoch zu emotional wird, schalten sie ab. Genau hier liegt unsere Stärke. Denn gerade dann, wenn es emotional schwierig wird, bleiben wir am Ball und schauen, was bewegt, was stresst, was lindert, … Bei einem drohenden Burnout wäre es beispielsweise absolut kontraproduktiv, die Emotionen auszugrenzen. Im Coaching gilt es oft durch schwierige Situationen durchzugehen. Und das kann recht bitter sein, in den Spiegel zu blicken, den der Coach vorhält. Das Ergebnis ist trotzdem gut. Unser Ziel im Coaching ist immer, dass der Coachee diese schwierige Phase gestärkt durchsteht und auf zukünftige schwierige Phasen besser vorbereitet ist.

Coaching gilt also auch für persönliche Themen und Probleme?

Ja, natürlich. Denn persönliche und berufliche Themen sind eng miteinander verzahnt. Wir hören oft die Frage “Darf ich denn persönliche Themen von Firma bezahlen lassen?“ Das ist nicht die Ausgangslage. Meist sind es berufliche Themen, die ein persönliches Problem auslösen. Ein Beispiel: ein Coachee hatte hohen Blutdruck, aber nur unter der Woche. Sie nimmt also Blutdrucksenker und kippt dann am Wochenende fast um. Ist das nun ein berufliches oder ein privates Thema? Unsere Antwort: es ist ein beruflich bedingtes Thema, das die persönliche Gesundheit angreift. Das Ziel im Coaching ist, eine individuell stimmige und tragfähige Lösung zu finden, wie die Betroffene mit dem Arbeitsdruck bestmöglich zurechtkommt, um gesund, zufrieden und leistungsfähig zu sein. Das nützt auch dem Arbeitgeber.

Wenn es so ins persönlich-emotionale geht, dann haben sicherlich viele Coachee Hemmungen, sich zu öffnen. Wie geht Ihr da vor? Gibt es bestimmte Coaching-Methoden bei FISCHER, damit es dem Coachee leichter fällt?

Das ist sehr abhängig von der Person, wie direkt er oder sie einsteigen kann. Wenn es schwierig wird, ist es unserer Meinung nach besser, sich dem Thema behutsam zu nähern statt mit der Tür ins Haus zu fallen. Das Thema sozusagen sensibel und vorsichtig einzukreisen, auch wenn das mehr Zeit bedarf. Es ist vor allem unsere wertschätzende und empathische Art, die Coachee an das Thema heranzuführen, die es ihnen erleichtert, sich zügig zu öffnen. Vielleicht nicht gleich zu 100%, der Start ist oft auf eine gewisse Tiefe begrenzt. Aber mit der Zeit und dem wachsenden Vertrauen findet üblicherweise die Öffnung zügig statt. Nämlich dann, wenn für den Coachee der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Also ist das Vorgehen eher eine Gefühlssache oder eine Frage der Erfahrung. Oder gibt es ganz typische Methoden, die man sich selber beibringen könnte, z.B. einen klaren Ablauf mit Punkten, die es abzuhaken gilt?

Erfahrung, innere Haltung und Wertschätzung spielen eine große Rolle. Es gibt schon eine Art Grundgerüst. Zum Beispiel verfügen wir über eine sehr große Bandbreite an Ausbildungen. NLP ist sehr empfehlenswert, als Kommunikations- und Gesprächsausbildung. Systemische Ausbildungen, Familienstellen oder auch Hypnose und TMS® bringen wertvolles Wissen. Wir sagen, die Mischung macht‘s, die man aus all diesen Feldern zieht. Und um effektiv zu sein, gibt es kein starres Schema. Je nach Person, Sachlage und Entwicklung bedarf es unterschiedlicher Methoden. Darum ist es uns so wichtig, hier sehr breit aufgestellt zu sein, um das richtige “Werkzeug“ parat zu haben, statt “alle Probleme mit einem Hammer zu bearbeiten.“

Wie lange dauert ein Coaching? Wie oft muss man da kommen?

Klar, Kunden wollen natürlich vorher wissen, wie lange das dauert. Das ist wie bei einer Renovierung. Bevor man ein neues Bad in Auftrag gibt, will der Kunde eine gewisse Planung haben. Es kann jedoch immer passieren, dass sich eine ganz andere Situation ergibt, wenn die Fliesen mal runter sind. So ist es beim Coaching auch. Sind offensichtliche Symptome bearbeitet zeigen sich erst die tatsächlichen Ursachen. Üblicherweise veranschlagen wir 2 Tage, die auch in kleinere Einheiten von jeweils ½ Tag zerlegt werden können. Nach diesen 2 Tagen sprechen wir individuell ab, ob und wie es weitergeht. Wichtig ist uns dabei, dass das Coaching bei uns stattfindet. Wir haben schöne Räumlichkeiten, in denen der Coachee gut von Arbeitsalltag und Routine abschalten und sich entspannt seinen Coaching-Themen zuwenden kann. Damit ist die Dauer natürlich eine organisatorische Frage. Wohnt der Coachee in der Nähe, so sind Termine von ½ Tag kein Thema. Reist er hingegen aus Berlin an, so lohnt sich das für ½ Tag kaum. Da machen wir es oft so, dass der Coachee anreist, ½ Tag Coaching in Anspruch nimmt, übernachtet und am Folgetag nochmals ½ Tag Coaching macht. Die Reisezeit und Reisekosten sollen ja im Verhältnis stehen. Sind die Grundfragen geklärt, so ist nach dem Präsenzcoaching auch ein Coaching auf Abruf oder telefonisch möglich. Bei einem Rhetorikcoaching kann zum Beispiel zur gezielten Vorbereitung für eine ganz spezielle Präsentation ½ oder 1 Tag nachgeschoben werden. Oder wir begleiten den Coachee zur Veranstaltung und coachen sozusagen live. Oder eine Führungskraft, kann sich bei einem akuten Anliegen wie ein besonders schwieriges Mitarbeitergespräch gezielt Impulse per Telefoncoaching holen. Da kann in einem einstündigen Gespräch viel bewegt werden. Das Coaching kann also über die 2 Basistage hinaus verlängert werden, wenn Bedarf da ist. Und wenn das Thema in weniger als 2 Tagen gelöst ist, dann hat es eben kürzer gedauert.

Was sind denn so die häufigsten Themen im Coaching? Gibt es da typische Schwerpunkte oder ist das immer ganz unterschiedlich?

Wir hatten wirklich schon die erstaunlichsten Themen. Es kam auch schon vor, dass ein Coachee überhaupt nicht mehr arbeitsfähig war, weil das Baby zu Hause nicht schlief. Das ist aber wirklich eine Ausnahme, für den Betroffenen war die Lösung dieses Problems aber enorm wichtig. Im Allgemeinen drehen sich die Fragen um die Themen Führung, Team steuern, persönliche Unsicherheiten, im Team besser zurecht kommen, Anliegen mit Kollegen und Vorgesetzten klären, strukturelle und organisatorische Fragen besser zu lösen oder Probleme mit gewissen Personentypen. Es sind fast immer Belastungssituationen oder Hindernisse, die sich auftun. Bewährte Erfolgsmuster, die nicht mehr funktionieren. Ausgangslage ist also meist ein Problem. Theoretisch wäre natürlich auch ein Coaching ohne Problem oft sehr sinnvoll. Zum Beispiel: ich befinde mich gerade auf Niveau X, wie kann ich mich verbessern, um Niveau Y zu erreichen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Coachee einen Leidensdruck wahrnehmen müssen, eine Krise oder zumindest eine anstehende Krise, um zu erkennen, dass sie etwas unternehmen müssen.

Wir fanden das Interview von Pia sehr anregend und hoffen, es hilft auch Ihnen, Ihre Fragen zu beantworten. Wenn nicht, dann rufen Sie uns einfach an, und wir stehen auch Ihren Fragen gerne Rede und Antwort.

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